operationfuessle


Operation Füssle beginnt... 

Das erste Mal nach Ingolstadt gefahren sind wir am 09. Juli. Wir wollten uns endlich ein Bild von dem Doktor machen, der mich operieren sollte. Der erste Eindruck war: „Boa, der kann das bestimmt!“ Dr. Hillmann hat uns genau erklärt, wie die Operation abläuft. Zuerst wird natürlich der Tumor raus gemacht und mit ihm auch das umliegendes Gewebe und Teile vom Knochen. In die entstandene Lücke wird ein Titanstab eingesetzt, der wiederum umhüllt wird von einer Art „Betonmasse“. Die ganze Konstruktion bleibt so lange in meinem Bein, bis die Chemotherapie abgeschlossen ist. Danach wird alles entfernt und mithilfe eines Fixateurs soll dann mein Knochen wieder nachwachsen.
Wir haben der Operation natürlich zugestimmt, denn ich wollte mein Beinchen unbedingt behalten. Außerdem waren wir überzeugt, dass ich bei Dr. Hillmann in den besten Händen bin und er sich seiner Sache sicher ist. Er hat im Gespräch zwar erwähnt, dass ich nach der OP trotzdem ohne Unterschenkel aufwachen könnte. Falls es Komplikationen geben sollte, dann steht trotzdem mein Leben an oberster Stelle. Aber, so hofften wir, dass wird sicher nicht der Fall sein.
Als Termin für die stationäre Aufnahme wurde der 16. Juli festgelegt. Bis dahin hatten meine Blutzellen noch Zeit sich zu erholen.

Die letzte Woche daheim habe ich wieder viel mit Damijan verbracht. Einmal mussten wir nochmals nach Erlangen fahren, weil die Leukozyten einfach nicht steigen wollten. Ich bekam deshalb eine Bluttransfusion in der Hoffnung, die Leukos sind bis nächste Woche fit.

Nachdem wir unsere Koffer gepackt haben, sind Mama, Papa und ich am Montag Richtung Ingolstadt aufgebrochen. Die Schwestern der Kinderstation haben uns ganz lieb aufgenommen und wir bekamen sofort ein Zimmer. Mama durfte bei mir übernachten, Papa bekam ein Zimmer im nahegelegenen Franziskanerkloster.
An diesem Tag fanden nochmals viele Untersuchungen statt. Mein Beinchen wurde geröntgt und es wurde ein Kernspint gemacht. Außerdem wurde mir eine Gipsschale angepasst. Diese sollte nach der OP mein Beinchen stützen und auch schützen.
Am nächsten Tag kamen viele Ärzte. Ein Anästhesist klärte uns über die Narkose und die Nebenwirkungen auf. Außerdem wurden wir von einer Ärztin der Orthopädie nochmals über die Operation und die möglichen Folgen unterrichtet.

Am 18. Juli war dann der große Tag – ich wurde operiert. Das Scheiß-Ding, das unser ganzes Leben auf den Kopf gestellt hat, wurde endlich rausgeschmissen aus meinem Körper.
Vor der Operation hatte ich keine Angst. Wieder wollte ich das Beruhigungsmittel nicht schlucken. Es schmeckt fürchterlich bitter und es macht müde. Und ich wollte doch bis zum Anästhesisten alles miterleben. Meine Eltern haben mich bis zu OP-Schleuse begleitet. Hinter dieser wurde ich auf eine Liege umgebettet und es ging direkt in den Vorraum vom Operationssaal. Ganz fröhlich habe ich mit dem Anästhesisten geplaudert und ihm immer wieder hingewiesen, wie er mit meinem Hickman umzugehen hat und dass er mir deswegen keinen extra Zugang legen muss. Irgendwann sagte der Anästhesist, dass ich jetzt müde werde und schon bin ich eingeschlafen.
Bereits nach eineinhalb Stunden war der ganze Spuck vorbei und ich wurde auf die Intensivstation verlegt. Ich war noch sehr müde und habe immer wieder geschlafen.
Dr. Hillmann klärte meine Eltern über die Operation auf. Es ist alles gut gelaufen. Der Tumor wurde restlos entfernt und der Platzhalter eingesetzt. In diesem Zuge wurde auch das Sprunggelenk versteift, weil der Tumor schon einen Teil vom Gelenk befallen hatte. Aber was ist denn schon ein steifes Sprunggelenk?
Den Tag über wurde ich immer wacher. Ich durfte wieder trinken und abends bekam ich sogar schon etwas Suppe. Es war die beste Tomatensuppe die ich je gegessen habe. Die Nacht musste zur Beobachtung noch auf der Intensivstation bleiben. Für meine Mama wurde ein ganz komfortabler elektrischer Sessel gebracht, so konnte sie die ganze Nacht über bei mir bleiben und trotzdem etwas schlafen.
Am nächsten Morgen wurde ich zurück auf die Kinderstation verlegt. Ich hatte große Schmerzen und bekam deshalb eine Schmerzpumpe. Alle 30 Minuten konnte ich so bei Bedarf aufs Knöpfchen drücken und bekam über meinen Katheter Schmerzmittel.
Mein Dr. Hillmann hat sich jeden Tag - meistens war es schon spät abends - nach mir erkundigt. Und mir ging es jeden Tag besser. Auch dieses Mal hatte ich wieder Schläuche in meinem Bein zum Abführen der Wundflüssigkeit. Als diese zwei Tage nach der OP gezogen wurden, ging es mir wirklich blendend. Abgelenkt haben wir uns mit Skip-Bo, Phase 10 und UNO. Gerne habe ich auch mit dem Rollstuhl die ganze Klinik erkundet. Vom Keller bis zum achten Stock blieb nichts unentdeckt von mir. Mama hat sich schon immer ein bisschen gefürchtet, wenn wir abends ganz alleine im Keller unterwegs waren.
Wenn meine Geschwister zu Besuch waren, dann spielten wir gerne "Fahrstuhl-Rallye". Es gab insgesamt 6 Fahrstühle, jeder stieg in einen ein, drückte ein beliebiges Stockwerk und dann mussten wir uns wiederfinden.
Auch Isabella aus Tübingen kam mich in Ingolstadt besuchen.
Einmal bekamen wir Besuch von unserer Nachbarin Rita. Sie hat doch tatsächlich ihre Tochter Kathrin und meine Schwester von der Schule befreien lassen und ist kurzerhand nach Ingolstadt gefahren. Das war vielleicht eine Überraschung!
Sechs Tage nach der Operation wurde die Schmerzpumpe entfernt. Das Antibiotika, dass ich vorsorglich nehmen musste, bekam ich nun in Tablettenform verabreicht. Ich hatte somit keinen Infusionsständer mehr und konnte wieder alleine mit meinem Rolli rumflitzen.
Eine Woche nach der OP kam dann der Befund von meinem Tumor: „Es gibt keine lebenden Zellen mehr im Tumor und es gibt auch keine Tumorzellen im gesunden Gewebe!!!“
Am 30. Juli wurden die Fäden gezogen und zwei Tage später ging es mit dem Rettungswagen endlich ab nach Hause. Da die Wunde noch nicht ganz verheilt ist, musste noch ein paar Tag abgewartet werden, bis es mit der Chemo weitergehen konnte.

 

 

 

 

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